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RE: in diesem apfel werden foren mit chat verglichen
 
Das »Lernen» in der Schule wird - dem allgemeinen Vorverständnis nach - in erster Linie vom Lehrer oder der Lehrerin vollzogen. Sie »lehren«, was die Schülerinnen »lernen«.


Auch in den meisten Theorien über den schulischen Lernprozess geht man davon aus, dass Lernen we­sentlich als Lehren vor sich geht. Lernen ohne Lehren wird häufig nur als Vorform, Wildwuchs anerkannt, der - wenn etwas Sinnvolles daraus werden soll - alsbald durch Lehren aufgegriffen werden muss. So sind auch die Lerninhalte in der Schule erst einmal mit Lehrinhalten gleich­gesetzt. Was da gelernt=gelehrt werden soll, ist durch Richtlinien der ehrwürdigen Institution Schule auf verschiedenen Ebenen geregelt. Wie dies geschehen soll, darüber gibt es einen riesigen Pool von erziehungswissenschaftlichen, soziologischen, psychologischen Theorien und dar­aus abgeleiteten Handlungsanweisungen für die Lehrenden. Beides, die Lehrinhalte wie die Lehrverfahren, sind Gegenstand permanenter Aus­einandersetzungen auf politischer oder pädagogischer Ebene.
Und wo bleiben dabei die Schülerinnen und Schüler? Nun, einerseits ist dies alles ja eigens für sie veranstaltet: Sie sollen durch die Schule lebenstüchtige, verantwortungsbewusste, kreative, glückliche Erwachse­ne werden. So gesehen wäre das Lernen in der Schule also im unmittelba­ren vitalen Interesse der Schülerinnen.


Andererseits aber spielen diese in dem vorgesehenen Arrangement offensichtlich nicht so richtig mit, müssten zum Lernen gezwungen werden, aber lassen sich nicht recht zwingen, leisten Widerstand, entziehen sich, mogeln sich durch; selbst denen gegenüber, die sich anpassen und mitmachen, scheint häufig Misstrauen angebracht. Wenn man von außen (quasi mit dem ethnologischen Blick) auf das Ganze schaut, hat man den Eindruck, dass Schülerinnen in der Schule eher stören. Die Schule würde besser funktionieren und das Ergebnis wäre für alle befriedigender, wenn sie nicht da wären.


Weil ihre Anwesenheit in der Schule nun aber unumgänglich ist, muss man diesen Störeffekt möglichst klein halten. Also etablierte man zur Schadensbegrenzung das umfassende Kontrollsystem, wie wir es heute in ver­schiedenen Varianten vorfinden: Angefangen von der Anwesenheits­kontrolle, dem Verbot, seinen Platz oder den Raum zu verlassen, über das Versetzungssystem und die Zensurengebung bis zu den mannigfachen in den Unterricht selbst eingebauten Kontrollmaßnahmen.

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Publiziert von: Lotte Krisper (lotte)
factID: 172644.1; Publiziert am 21 Okt. 2004 16:30

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